Veranstaltungsdaten
Die Große Reihe – Zwanziger JahreStummfilmkonzert
18:00 Uhr Einführung ins Programm
Stummfilm DER LETZTE MANN von F.W. MURNAU (1924)
live begleitet mit der von Detlev Glanert nach Fragmenten der Originalmusik von Giuseppe Becce (1924) rekonstruierten und nachkomponierten Musik für Orchester (2002/2004)
DER LETZTE MANN
„Der alte Portier des Hotels Atlantic verdankt seiner prächtigen Uniform Selbstwertgefühl und Anerkennung: Vor der Drehtür des Hotels ist er stolzer Diener, der die Gäste begrüßt, zuhause im Hinterhofmilieu ein viel bewunderter Mann. Doch eines Tages beobachtet der Geschäftsführer, wie schwer dem alten Portier das Hantieren mit den Koffern fällt: Er verbannt ihn daraufhin in den Keller, degradiert ihn zum Toilettenmann. In seinem Milieu wagt er nicht, den Abstieg einzugestehen. Als seine Tochter heiratet, stiehlt er die Uniform, um wenigstens hier den Schein zu wahren. Doch der Schwindel fliegt auf, er wird von seinen Hausbewohnern verlacht und gedemütigt, seine Verwandten wenden sich von ihm ab. Verzweifelt zieht sich der alte Mann in den Waschraum der Hoteltoilette zurück. Friedrich Wilhelm Murnau hat an diese Handlung, getrennt durch den einzigen Zwischentitel des Films, ein Happy-End gesetzt: Auf der Toilette stirbt ein reicher Hotelgast in den Armen des Alten und vermacht ihm sein ganzes Vermögen. So wird aus dem ‚letzten Mann‘ ein umworbener Hotelgast.“ (Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung)
DER LETZTE MANN gilt als Meilenstein in der Kinogeschichte und als Höhepunkt des deutschen Stummfilms. Friedrich Wilhelm Murnau inszeniert die Geschichte so eindringlich, dass er ohne Zwischentitel auskommt. Einzige Ausnahme bleibt die ironische Ankündigung des Nachspiels. Schatten-Effekte, extreme Perspektiven, theatralische Bewegungen und Mehrfachbelichtungen werden geschickt eingesetzt. Hinzu kommt das damals vollkommen neue Element der „entfesselten Kamera“, die zoomt und fährt, schwenkt und kreist. Diese Experimentierfreude dient jedoch nicht dem Selbstzweck, sondern dazu, die psychologische Entwicklung herauszuarbeiten und zu dramatisieren. „Ein wirkliches Lichtspiel, ein wirkliches Bewegungsspiel“, hieß es am 24. Dezember 1924 im „Berliner Börsen-Courier“.
(Europäische Filmphilharmonie)