Veranstaltungsdaten
Abo Sextett (6) – Die Alpen
Einführung um 19 Uhr
Ernst Krenek
Acht Lieder aus dem Reisebuch aus den österreichischen Alpen
Richard Strauss
Eine Alpensinfonie op. 64
- Tenor: Alexander Kaimbacher
- Klavier: Anna Sushon
- Dirigent: Stefan Blunier
„Die Reise hatte es in sich. Ich glaube, es war das einzige Mal, dass ein Werk so offensichtlich und unmittelbar durch Erleben inspiriert wurde.“
Gemeinsam mit seinen Eltern und seiner Frau begab sich Ernst Krenek im Frühjahr 1929 auf eine Tour durch Österreich. Später berichtete er, die Reise sei eine der schönsten Unternehmungen seines Lebens gewesen. Wieder in Wien konzipierte er innerhalb von drei Wochen Text und Musik zu einem Liederzyklus, der nicht zufällig den großen Zyklen Franz Schuberts sehr nahe steht. Doch während der Held in Schuberts „Winterreise“ auf der Flucht vor sich selbst in die Ferne irrt, beginnt Kreneks „Reisebuch aus den österreichischen Alpen“ mit den Worten „Ich reise aus, meine Heimat zu entdecken.“ Es folgen „nachdenkliche, manchmal etwas sentimentale oder leicht satirische Vignetten, durchtränkt von Wehmut über das, was 1918 verloren gegangen war und von einiger Furcht erfüllt, vor den noch unbekannten aber schon geahnten Katastrophen, die vor der Tür standen.“ Krenek entdeckt in der Landschaft der Alpen seine Zeitgenossen und sich selbst.
Mehr als vierzig Jahre lang lebte Richard Strauss in seiner Jugendstilvilla in Garmisch. Wenn er dort zum Fenster hinausblickte, sah er die Gipfel von Wetterstein, Zugspitze und Karwendel vor sich. Schon als Schüler unternahm er gerne Wanderungen durchs Gebirge. Einmal, bei einem Ausflug in den Bayerischen Voralpen, hatte er sich in den Felsen verstiegen, war in ein Gewitter geraten und bis auf die Haut durchnässt worden. Am nächsten Tag bot er die „bis zum höchsten Grade interessante und originelle Partie auf dem Klavier dar. Natürlich riesige Tonmalerei und Schmarrn (nach Wagner)“ … Die Idee, eine Bergwanderung mit Mitteln der Instrumentalmusik zu schildern, griff er erst 1914 wieder auf. Da schuf er in genau einhundert Tagen „Eine Alpensinfonie“. Sie ist Strauss‘ letztes, reines Orchesterwerk und schildert eine große Tour im Gebirge von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang einschließlich Gipfelerlebnis, Gewitter und Steinschlag. Ähnlich wie Krenek ging es ihm aber um weit mehr als um einen klingenden Wanderführer. Der Eindruck des tragischen Schicksals des Schweizer Malers und Bergsteigers Karl Stauffer-Bern floss ebenso in das monumentale Werk ein wie Strauss‘ Nietzschelektüre: „Ich will meine Alpensinfonie den Antichrist nennen, als da ist: sittliche Befreiung aus eigener Kraft, Befreiung durch Arbeit, Anbetung der ewigen herrlichen Natur.“ Strauss spiegelt in der Alpenlandschaft eine Weltanschauung.