Veranstaltungsdaten
Die Große Reihe - Duelle mit Noten (4)Palestrina und der Papst
Einführung um 19 Uhr
Giovanni Pierluigi da Palestrina
Missa Papae Marcelli
Anton Bruckner
Sinfonie Nr. 7 E-Dur
- Dufay Ensemble
- Dirigent: Stefan Vladar
Stichwort: Glaube.
Ob wegen der Kirchenmusik wirklich Duelle stattgefunden haben, ist nicht überliefert. Dass das Thema brisant war und darüber die gebotene Nächstenliebe verblassen konnte, davon zeugen zahlreiche Auseinandersetzungen. Nicht erst Johann Sebastian Bach klagte über die seiner Meinung nach desolaten Zustände, die er in seinem Leipziger Amt vorfand. Schon zwei Jahrhunderte zuvor war der große Palestrina in Schwierigkeiten, weil sein musikalischer Stil den Kirchenfürsten seiner Zeit, die durch die Reformation beunruhigt genug waren, zu kompliziert erschien. Palestrina präsentierte gegen Ende des Konzils von Trient eine Messe, in der er seine polyphone Kunst zwar nicht verleugnete, aber auch die Forderung nach größerer Textverständlichkeit berücksichtigte. Dass er das Werk dem einige Jahre zuvor verstorbenen Papst Marcellus widmete, war gewiss ein geschickter Schachzug, durch den er einem drohenden „Duell“ entging.
Anton Bruckner war selbst Kirchenmusiker, vor allem ein hoch geachteter Organist. Als Sinfoniker war er umstritten, wozu er durch ungeschicktes persönliches Auftreten beitrug. Nicht ganz bewiesen ist, dass Bruckner seine (unvollendet gebliebene) neunte Sinfonie „dem lieben Gott“ widmen wollte, aber dass seine tiefe Frömmigkeit sich wie eine Leitschnur durch sein gesamtes Werk zieht, ist kaum zu bestreiten. Bruckners „Siebente“, die für viele Dirigenten, aber auch Hörer ein Einstieg in den sinfonischen Kosmos dieses Komponisten ist, trägt für Bruckner ungewöhnlich lyrische, sogar kammermusikalische Züge. Er war mit dem auch bei Publikum und Kritik erfolgreichen Werk offenbar zufrieden – die bei anderen Sinfonien aus Selbstzweifel und Unsicherheit entstandenen Umarbeitungen und Neufassungen unterblieben. Der gefürchtete Großkritiker Eduard Hanslick allerdings forderte den Komponisten auch angesichts dieses Werks gleichsam zum Duell:
Der Beiname „sinfonische Riesenschlange“ sollte gewiss kein Kompliment sein.