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Die Große Reihe // Rückschau Saison Spielzeiten-Archiv

Der Gott des Weines

 

Der Wein und sein Gott, an sich und in der Musik.
Die Huldigung der Stuttgarter Philharmoniker an den Weingott Bacchus (bzw. Dionysos, wie er bei den Griechen hieß) ist nicht zuletzt ein Plädoyer für die Weinstadt Stuttgart. Dazu haben sich das Orchester und seine Dirigenten namhafter Helfer versichert, denn zum Glück liebten auch viele Komponisten, wie ihre dichtenden Kollegen, den Wein.

Ludwig van Beethoven brachte den Rebensaft sogar direkt mit der Musik in Verbindung: Diese sei „höhere Offenbarung als alle Weisheit und Philosophie; sie ist der Wein, der zu neuen Erzeugungen begeistert, und ich bin Bacchus, der für die Menschen diesen herrlichen Wein keltert und sie geistestrunken macht“. Zwar ist gut möglich, dass dieses Zitat durch Bettina von Arnim erfunden wurde – aber es wäre doch sehr gut erfunden. Immerhin hatte Beethoven in seinem Besitz ein Portrait der von ihm innigst geliebten Josephine Gräfin von Deym als Bacchantin mit Weinlaub im Haar.

Auch die dichtenden Klassiker erzählten gern vom Wein und seinen Weiterungen: „Für Sorgen sorgt das liebe Leben / Und Sorgenbrecher sind die Reben“, heißt es bei Goethe, womit Beethovens „Geistestrunkenheit“ gewissermaßen zum höheren mentalen Status befördert wäre. Und Schiller wusste eine ebenso angenehme Wirkung des Weins hübsch antik zu verkleiden: „Kaum, dass ich Bacchus, den lustigen habe, kommt auch schon Amor, der lächelnde Knabe“.

Vom rauschhaften Tanz des Dionysos (alias Bacchus) bis zum unter Weinreben komponierten Klavierkonzert reicht die Große Reihe der Stuttgarter Philharmoniker. Wer könnte diese Wanderung im Zeichen des Weingottes, die an zahlreichen erquickenden Zwischenstationen Halt macht, besser begleiten als die neun wichtigsten der insgesamt fünfzehn Rebsorten, die in Stuttgart angebaut werden: vom charmanten Weißburgunder über den funkelnden Dornfelder und den eleganten Riesling bis zum sinnlichen Syrah? Wie die Wahrheit, die laut den alten Griechen im Wein liegt, hat die Musik viele Facetten, auch und gerade die, die den Wein besingt.

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